„Nicht die Länge des Lebens zählt, sondern die Tiefe.“ (Ralph Waldo Emerson)
Wir lesen Ernährungstipps für ein längeres Leben, befolgen Ratschläge in Bezug auf die Menge Alkohol, Fett und Kohlehydrate, die wir zu uns nehmen dürfen, um das Leben zu verlängern. Wir rauchen nicht, bewegen uns, essen gesund, verzichten.... alles nur drum, um das Leben möglichst zu verlängern. Noch dazu kennen wir uns aus: Wir sind mindestens Laktose-intolerant, noch besser Gluten-unverträglich, meiden Transfettsäuren und krebserzeugende Grillgüter. Und: Wenn all diese Mittel nicht mehr greifen, gibt es noch Chemie: Aufputschmittel, Nahrungsergänzungsmittel, oder aber die guten Brüder: Globulis und Bachblütentropfen.
Und so schaffen wir es locker, jeglichen Genuss aus unserem Leben zu verbannen, um Kalorienzählen, Essensmoral und Gesundheitswahn Tür und Tor zu öffnen. Die Frage, die sich mir ab und an stellt: Wieso wollen wir auf diese Weise überhaupt alt werden? Jeglichen Genuss haben wir uns versagt, wissen schon kaum mehr, wie sich das überhaupt anfühlt, zu geniessen. Wir leben in Excelltabellen und nach Vorgaben. Und wir erklären das zu unserem Lebensmodell.
Mein Gott, ja: Der Bauch mag rausstehen, die Oberschenkel sind vielleicht auch nicht straff. Und wer weiss... vielleicht zeigt sich hier und da eine Delle, eine Wölbung. Und nun? Ist der Preis, all das zu vermeiden, nicht schlicht zu hoch? Und nein, ich plädiere nicht zu massloser Völlerei und ebensolchem Besäufnis. Ich sage bloss: Wenn das Leben aufhört, Genuss zu sein, wozu ist es dann noch gut? Wenn wir nur noch rational in Excelltabellen existieren, wo kommt der Lebenssinn her?
Wir reiten so oft auf Prinzipien, definieren Ideale und verfolgen die dann. Wozu eigentlich? Tun sie uns wirklich gut?
#lebenskunst #tagesgedanken #philosophischepraxis #quotes
„Wichtig ist, nie aufzuhören zu fragen.“ (Albert Einstein) „Wieso ist die Banane krumm?“ „Wo geht die Liebe hin, wenn sie geht?“ „Was passiert mit dem Licht im Kühlschrank, wenn die Tür schliesst?“ Wann haben wir aufgehört, Fragen zu stellen? Wann haben wir aufgehört, Antworten zu suchen zu den Fragen und stattdessen im Internet zu suchen? Wann haben wir aufgehört, Phantasie zu haben und stattedessen Autoritäten zu folgen?
Für uns ist es nicht mehr wichtig, wichtig ist nur noch, wie wir wieder zurück kommen. Unsere Kinder hätten noch eine Chance, das Fragen nicht zu verlernen und das Phantasieren zu behalten. Wollen wir sie ihnen nicht geben? Und mit ihnen wieder dahin zurück kommen?
Wer glaubt, alle Antworten zu kennen, ist kaum mehr als ein Besserwisser, sicher aber kein Weiser. Wenn schon Sokrates wusste, dass er nichts weiss, er drum Fragen stellte und keine Antworten lieferte, wer würde es besser können? Zumal: Das Orakel von Delphi sah Sokrates als klügsten Menschen....vermutlich gerade drum, weil er Fragen stellte.
Wenn du also wieder einmal denkst, alles zu wissen: Stell dir die einfache Frage: Weiss ich das wirklich? Ist es nicht bloss eine Meinung? Und wenn dir wieder mal jemand weismachen will, dass er alles weiss und das noch besser: Frag dich auch: Weiss der das wirklich, oder ist es nicht schlicht seine Meinung? #lebenskunst #inpsiration #quotes
„Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ (Nietzsche, Also sprach Zarathustra)
Vieles im Leben haben wir nicht im Griff, wir können es schlicht nicht kontrollieren. Das Wetter, Krankheiten, Begegnungen, Todesfälle – alles kommt von aussen auf uns zu und wir können nur damit leben – auf die bestmögliche Weise. Bei all den Unsicherheiten im Aussen suchen wir nach Sicherheit, nach einem Halt, versuchen, unter Kontrolle zu haben, was sich in diese bringen lässt. Nur:
Die (vermeintliche) Kontrolle ist nicht nur oft eine Illusion, sie ist auch der Tod der Kreativität. Wo wir nur noch in vorgefertigten Schemen denken, wo wir nur noch auf vorgfertigen Pfaden gehen, wo wir alles akkurat nach Vorgabe, Regel und Vorschrift abhandeln und uns von starren Prinzipien leiten lassen, entsteht nichts Neues. Das Leben hört auf Spiel zu sein und es werden ganz sicher keine tanzenden Sterne geboren. Und:
Wirkliche Sicherheit finden wir auch so nicht. Ist der Preis unsere Kontroll- und Sicherheitsdenken also nicht zu hoch? Wieso nicht einfach mal loslassen, geschehen lassen, chaotisch und frisch denken und fühlen und handeln? Und Sterne gebären, um mit ihnen zu tanzen.
#lebenskunst #tagesgedanken #quotes
„Es gibt keine Zeit ohne Kummer und Leid. Es gibt aber auch Ecken, wo Freude und Glück sich verstecken.“ (Fred Ammon)
Als die Krankheit meines Vaters voranschritt und klar war, dass unsere gemeinsame Zeit absehbar wird, übermannte mich die Trauer und zog mich förmlich in ein tiefes Loch herab. Alles schien dunkel, alles schien hoffnungslos. In dieser Zeit schenkte mir ein Freund eine Tangostunde. Zwar war mir gar nicht nach Tanzen zumute (obwohl ich immer gerne getanzt hatte), aber ich nahm an. Und siehe da: Ich hatte zwei wundervolle Stunden, spürte meinen Körper und spürte, wie tief drin noch mehr war, als nur diese Trauer.
An dem Tag habe ich beschlossen, das Schöne und Gute des Lebens auch wieder sehen zu wollen – auch und gerade in düsteren Zeiten, denn: Es ist immer da und es gibt Kraft, den Rest zu tragen. Die Situation in meinem Leben hatte sich nicht verändert, aber mein Blick darauf. Ich habe gelernt, immer auch das Glück zu sehen, was half, gestärkt durch die letzten Monate mit meinem Papa zu gehen und Abschied zu nehmen.
Wenn das Dunkel überhand zu nehmen scheint, achte auf das Licht.
#lebenskunst #tagesgedanken #quotes
"Überlaß es der Zeit
Erscheint dir etwas unerhört,
Bist du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuch's nicht mit Streit,
Berühr es nicht, überlaß es der Zeit.
Am ersten Tag wirst du feige dich schelten,
Am zweiten läßt du dein Schweigen schon gelten,
Am dritten hast du's überwunden,
Alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.“ (Theodor Fontane)
Ab und an ist es sinnvoll, die Dinge einfach ruhen zu lassen. Wenn wir direkt reagieren, geschieht das häufig aus einem Affekt heraus, es ist unüberlegt und oft unangemessen, da nicht aufgrund der aktuellen Situation sondern aus alten Prägungen und Mustern heraus.
Innezuhalten und alles setzen zu lassen, hilft einerseits, die aktuelle Situation richtig einzuschätzen und eine mögliche Reaktion bewusst zu wählen, andererseits merken wir aus der Distanz oft, dass sich die Angelegenheit für uns erledigt hat, wir gar nichts mehr zu tun brauchen.
#lebenskunst #tagesgedanken #quotes
„Je leiser ich geworden bin, desto mehr konnte ich hören.“ (Ram Dass)
Zu Hause läuft das Radio, unterwegs sind Kopfhörer auf den Ohren. Wir sind dauernd in Bewegung, stehen unter Dauerberieslung und kommen kaum zur Ruhe – lassen Ruhe auch kaum je zu.
Wann hast du das letzte Mal bewusst dem Vogelgezwitscher zugehört? Das Rascheln des Windes in den Blättern eines Baums und das Rauschen eines Baches wahrgenommen? Wann bist du mit deiner Umwelt verschmolzen durch all die Geräusche, die in dich fliessen?
Wie wäre es damit:
Einfach mal sitzen. Nichts tun. Nichts sagen, nichts wollen. Einfach mal still sein und hören, was ist. Die Geräusche kommen lassen, gehen lassen, beobachten, gewahr sein. Einfach mal zur Ruhe kommen. Einfach mal sein.
#lebenskunst #tagesgedanke #inspiration #quotes